Die vielen Tode und die vielen Auferstehungen
Es gibt zwar den Tod am Ende unseres Lebens, aber von dem ist noch niemand zurückgekehrt, daher gibt es kein Wissen darüber, höchstens ein Ahnen. Etwas Anderes aber können wir alle immer wieder beobachten: Es gibt nicht nur den einen großen Tod, es gibt die vielen kleinen Tode, jedesmal, wenn wir in irgendeiner Form untergegangen sind – und wer erlebt solche Untergänge nicht immer wieder?
Manchmal ist es ganz schlimm, die ganze Welt scheint für uns unterzugehen oder untergehen zu müssen. Aber auch wenn es nicht so schlimm ist, auch wenn wir vielleicht nur wieder einmal nicht gehört, nicht beachtet worden sind, auch dann erleben wir einen kleinen Tod.
Nun gibt es verschiedene Arten, mit
solchen Situationen umzugehen: Manche haben Angst vor solchen Situationen und
wenn sie eingetreten sind, verfallen
sie in lange Depressionen. Wenn Sie nun betrachten (was diese Menschen
ja nicht tun), warum das so ist, können Sie sehen: Die eingetretene Niederlage
war so verheerend, weil diese Menschen ein glorifiziertes Bild von sich selbst
aufgebaut hatten, also eine Illusion über sich selbst.
Es gibt jedoch auch eine andere Art, mit solchen Situationen umzugehen: Nicht im Untergang immer noch den Untergang mit allen Mitteln verhindern wollen, sondern ganz eintauchen in die Vernichtung, freiwillig, bewusst, sich der Vernichtung aussetzen und am Grund des hinabziehenden Strudels erleben, wie da eine andere Kraft als die unsere uns wieder empor reißt mit ungeahnter Energie, sprühend vor Ideen, das Falsche (das ohnehin sterben musste) hinter sich lassend und dem Lebendigen zugewandt. Das ist Auferstehung, die jeder selbst erleben kann. Alles was es dafür braucht, ist Ehrlichkeit, einfach zumindest vor sich selbst zugeben, was ist – und wenn Untergang, dann eben Untergang. Wer den Untergang nicht wahrhaben darf, kann auch keine Auferstehung erleben.
In dem Zusammenhang möchte ich Sie auf die Zwölf Schritte hinweisen, die ursprünglich von den Begründern der "Anonymen Alkoholiker" entdeckt worden sind [den Text finden Sie hier], die inzwischen aber von allen Arten von Selbsthilfegruppen verwendet werden:
Der erste Schritt nennt sich "Kapitulation", also zugeben, dass man's nicht schafft (also einfach die Wahrheit anerkennen). Daraus folgt logisch Schritt zwei, nämlich hoffen, dass es da noch eine andere Kraft gibt, die uns helfen kann.
Was in dieser Sicht die Kreuzigung ist, können Sie selbst ermessen.